Inhalt
"In fast
allen europäischen Ländern sind die Anteile kinderlos bleibender
Männer und Frauen in den letzten Jahrzehnten gestiegen.
Deutschland nimmt in dieser Hinsicht eine Spitzenposition ein.
Die Medien haben das Thema in jüngster Zeit für sich entdeckt;
dort ist Kinderlosigkeit immer stärker in den Brennspiegel der
Diskussionen um die »Krise« der Familie, den demografischen
Wandel, den Umbau des Sozialstaats und eine gerechte Verteilung
der Kosten der gesellschaftlichen Alterung gerückt.
Der überwältigenden sozialpolitischen und medialen
Aufmerksamkeit steht jedoch ein Mangel an Fakten gegenüber.
Ausmaß und Ursachen der Kinderlosigkeit in Deutschland sind
bislang nur unzureichend empirisch untersucht worden. In der
öffentlichen Debatte herrscht ein unkritischer und
missverständlicher Gebrauch statistischer Daten vor. Auf der
Grundlage eines lückenhaften empirischen Wissens werden häufig
voreilige Diagnosen über die Ursachen und »Verantwortlichen«
eines komplexen Aspekts des sozialen und kulturellen Wandels
getroffen.
Die in diesem Band versammelten Beiträge leisten eine
Bestandsaufnahme eines Phänomens, die über moralische
Schuldzuweisungen, mediale Kampagnen und kurzschlüssige
Lösungsvorschläge wie »Strafsteuern« für Kinderlose weit
hinausgeht. Sie zeigen das Ausmaß, die sozialen Hintergründe und
die Folgen von Kinderlosigkeit in Deutschland und im
internationalen Vergleich auf. Damit bieten sie dem Leser einen
fundierten Einblick in die unterschiedlichen Ausprägungen und
Dimensionen eines zentralen Phänomens des gegenwärtigen
demografischen Wandels."
Bewertung
Der Sammelband fasst erstmals
den sozialwissenschaftlichen Stand der Forschung zur
Kinderlosigkeit zusammen. Dies war mehr als überfällig, nachdem
spätestens seit 2001 eine mehr als unsachliche öffentliche
Debatte zum Thema geführt wird. Das Buch liefert deshalb einen
wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Debatte um den
demografischen Wandel.
Im Gegensatz zu
marktschreierischen Büchern, die die Rettung der Familie durch
ein "Zurück an den Herd" sehen, legt die sozialwissenschaftliche
Forschung eine Modernisierung der Familie durch die stärkere
Einbeziehung der Mütter in den Arbeitsmarkt nahe.
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