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Wilhelm Genazino
Abschaffel
Roman-Trilogie

dtv, München 2002
ISBN:978-3-423-13028-8
576 Seiten
Euro 12,90
 

Inhalt

Abschaffel, Flaneur und »Workaholic des Nichtstuns« streift durch eine Metropole der verwalteten Welt. Mit innerer Phantasietätigkeit kompensiert er die äußere Ereignisöde seines Angestellten-Daseins. Das Aufbegehren der 68er ist vorbei, geblieben ist nurmehr private Trauer: Abschaffel schlägt alle Zerstreuungsangebote der Freizeitindustrie aus. Ein ganzer Katalog häuslicher Empfindlichkeiten tritt an die Stelle des nicht stattfindenden Lebens, dessen Mikro-Abenteuer aus Angst vor Mißdeutung vor anderen Personen geheimgehalten werden müssen.

Im Verlauf der Trilogie unternimmt Abschaffel mehrere kläglich-komische Anläufe zum Ausbruch: Zum Beispiel versucht er sich selbst in der Rolle des Nutznießers von Ausbeutung: als Zuhälter nämlich. Zu guter Letzt jedoch zwingt ihn eine psychosomatische Krankheit zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt. Hier endlich eröffnet sich Abschaffel die Möglichkeit, das eigene innere Tricktheater zu reflektieren: In der letzten Szene des Romans sehen wir einen Abschaffel, der – immerhin – aus dem Fenster blickt.
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Bewertung

Die Abschaffel-Trilogie ist in den Jahren 1977-1979 erschienen. Der positiv verstandene Begriff "Single" für Alleinlebende war gerade von Amerika herübergekommen und noch nicht allgemein üblich, sondern das Alleinleben galt in der Bevölkerung als durchweg defizitäre Lebensweise.

Heutzutage muss man die Geschichte von Abschaffel als Geschichte eines überängstlichen und sozial isolierten Alleinlebenden lesen. Das Alleinwohnen und die Partnerlosigkeit verstärkt bei überängstlichen Menschen die negativen Dispositionen.

Einen Beitrag zum Thema Singles und ihre Ängste u.a. am Beispiel von Abschaffel finden Sie hier.